Erstmal ein wenig Historie:
Detroit geht zurück bis ins 18 Jahrhundert. Von Franco Kanadiern gegründet liegt Detroit am Detroit River, der Lake Erie und Lake Huron verbindet. Wer in der Schule brav aufgepasst hat, weiss auch noch die anderen 3 großen Seen.....nanana???!!!!!!!!!!!!
Richtig Lake Michigan, Lake Ontario und Lake Superior. Super seids.
Zu Beginn des 20. Jahrhundert war Detroit die Autohauptstadt der Erde (ist sie vielleicht heute noch) und hatte bis Mitte des 20. Jahrhunderts ging es recht steil bergauf. Die Stadt war mal die drittgrößte Stadt der USA. Heute ist sie nur noch auf Rang 18. und hat etwa 1 Million Einwohner verloren. Von etwa 1,8 Millionen auf heute geschätze 700.000.
Das macht die Stadt zu einer Art Ausnahme, da alle anderen großen Städte der USA seit den 50er Zuwachsraten aufweisen konnten und immer noch tun. Warum das passiert ist.....naja, es gab mehrere Gründe dafür, aber ein Hauptgrund war, dass auf Grund vieler Schwarzer, die wegen den vielen Arbeitsplätzen der Autoindustrie nach Detroit kamen, wegen der Rassentrennung mit der Polizei aneinander gerieten. Dies veranlasste viele aus der Stadt zu ziehen und in die Vororte auszuweichen. Das heisst auch, dass rund um Detroit nicht weniger Menschen leben, als zu dieser Zeit, sondern mehr. Knapp 5,2 Millionen leben im Großraum Detroit, was hier Metropolitian Area genannt wird. Das heisst aber auch die Innenstadt - in den USA typischerweise Downtown genannt, leergefegt ist und viele Häuser leerstehen. (sog. bandits oder abandonded houses). Davon abgesehen, gibt es Downtown Detroit viele nette Plätze.
Fangen wir mal vielleicht damit an, dass es einen recht netten Riverwalk am Detroit River gibt. Dieser lässt einen auch direkt auf ein Land blicken, in dem Kilogramm, km/h und Grad Celsius herrschen - Kanada - auf der anderen Seite des Detroit River blüht das Kasinoleben im Caesers Palace.
Es gibt zwei Möglichkeiten nach Kanada zu kommen. Es gibt einen Tunnel sowie die sogenannte Ambassador Bridge. Um nach Kanada zu kommen (was ca. 2km Überfahrt über den Detroit River bedeutet), wird man auch noch ordentlich zur Kasse gebeten - ca. 5 Dollar sind zu berappen. Da wird manche Mautdiskussion in Europa etwas relativiert. :-) Die nächste Überfahrtmöglichkeit nach Kanada ist übrigens 100 km entfernt und kostet läppische 2 Dollar. Wie dem auch sei, hier die Seitenansicht der Brücke:
Eigentlich also keine so schlechte Lage. Das dachte sich auch General Motors (GM) - hier auch manchmal nach der Geldspritze der Regierung Gouvernment Motors genannt- und errichtete hier das sog. Renaissance Center direkt am Detroiter Riverwalk. Das ist gleichbedeutend mit dem GM World Headquarter - bitte fragt mich aber nicht, warum es nötig ist, dort Einkaufsmöglichkeiten (Starbucks, Boutiquen) sowie ein Hilton Hotel zu haben. Das ist auf alle Fälle der recht beeindruckende Glaspalast, den GM da hingebaut hat:
Wenn wir auch gerade schon vom Einkaufen sprechen. Wer in Detroit am Samstag zum sogenannten Eastern Market geht erlebt ein großes Wunder. Von ganz Michigan kommen die Bauern und preisen ihre Waren an. Es ist wirklich ein Erlebnis da durchzulaufen und die Atmosphäre aufzusaugen und die angebotenen Waren stehen einem guten grazer Bauernmarkt in nichts nach. Es gibt 4 Hallen mit über 200 Bauern, die von Blumen ueber Fleisch oder Fisch, frischen Gewürze bis zu den ganz normalen Obst und Gemüsesorten alles anbieten.
Wer auch noch für seinen Hund was Spezielles vom Bauernmarkt mitbringen möchte, hat hier jederzeit die Möglichkeit einen geräucherten Knochen beim Metzger zu kaufen - einfach großartig. :-)
Nachdem der Einkaufsbummel erledigt war, ging es noch Richtung Osten. Mich hat dort allerdings fast der Schlag getroffen. Außerhalb der Hauptstraße sind viele Häuser schon niedergerissen oder völlig verwahrlost. Das sieht dann nahe der Hauptstraße "Gratiot" so aus:
Ich wuerde euch gerne erzählen, dass das die Ausnahme ist, aber das wäre gelogen. Es gibt unzählige dieser Häuser. Die Stadt Detroit aht auch daher mehrere 100 Millionen Dollar der amerikanischen Regierung erhalten, umd diese Häuser niederzureißen. Die sind die bevorzugten Zufluchtsorte von Kriminellen. Daher hat Detroit auch eine durchaus hohe Kriminalitätsrate. Dies ist aber vor allem außerhalb von Downtown der Fall. Aber auch direkt Downtown Detroit gibt es einige völlig verwahrloste Häuser. Das gute oder auch schlechte daran ist, dass diese Häuser architektonisch ziemlich schön sind. Beispiel gefällig?!
Zu erwähnen ist noch, dass ich das Foto an einem Samstag Nachmittag um 16 Uhr geschossen habe. Dabei habe ich halb auf der Straße gestanden. Der Verkehr in Downtown ist nämlich eigentlich nicht vorhanden. Man läuft da einfach so herum und hofft, nicht erschossen oder ausgeraubt zu werden. :-)
Es gibt aber Downtown auch noch ein paar absolute Highlights. Zwei sind dabei die Spielstätten der Profimannschaften in Baseball und Football. Die zwei Stadien sind in den 2000ern direkt Downtown entstanden. Das zeigt wohl, dass Baugrund in Downtown nicht sehr gefragt ist. Viele bezeichnen die 2 Blocks rund um die Stadien als Oase in Downtown Detroit. Das Footballstadion heisst Ford Field und ist die Heimat der Detroit Lions, direkt nebenan spielen die Detroit Tigers im Comerica Park - Comerica ist eine ortsansässige Bank, die ihr Quartier auch Downtown bezogen hat.
Man könnte ja nun davon ausgehen, dass der Löwe als König des Dschungles regiert, aber die Lions haben seit 1957 nichts mehr gewonnen. Die Tigers hingegen waren 1984 das letzte mal in der immer noch übertrieben benannten World Series im Baseball erfolgreich. Dieses Jahr sind sie leider im Halbfinale am späteren Meister Boston Red Sox knapp gescheitert. Wäre sehr cool gewesen, eine Victoryparade für die Tigers zu sehen - leider sollte es auch im 29ten Anlauf nicht sein, wieder einen Titel zu gewinnen. (die 3 vergangenen American League Title fuer die Reguläre Saison mal nicht mitgezählt). Wie dem auch sei, die Tigers haben auf alle Fälle ein sehr sehr nettes Stadion, welches mit unglaublich vielen Tigern dekoriert ist:
Als letzte Anekdote sei noch erwähnt, dass man sich das Anreisen zu so einem Spiel mit öffentlichen Verkehrsmitteln schenken kann. Denn diese sind in Detroit kaum vorhanden. Es gibt den People Carrier Downtown, der an ein paar Stationen hält. Wenn man das Bild des Renaissancecenters anschaut, sieht man einen roten Wagen, der auf Gleisen erhöht durch die Stadt kutschert. Er soll nicht besonders sicher sein, wie die Leute hier so meinen. Dann fahren noch ein paar Busse rund um die Stadt, aber nichts wirklich gut ausgebautes. Somit ist man rund um Detroit stark ans Auto gebunden. Ohne das geht eigentlich nichts. Das bedeutet jeden Tag eigentlich Stau. Es geht gar nicht anders. Wer jetzt denkt, dass man zumindest fernreisetechnisch gut angebunden ist, den muss ich leider auch enttäuschen. Der Flughafen liegt ca. 20 Meilen außerhalb von Detroit und ihr ahnt es wohl schon....es gibt keine S-Bahn oder U-Bahn oder Busanbindung (vielleicht doch, aber nur ungenügend). Das hat man zum Großteil der Automobilbrache zu verdanken, die niemals wollte, dass es neben dem Auto noch ein anderes Fortbewegungsmittel braucht - zumindest auf Kurz- bis Mittelstrecke. Was dann nochmals richtig schmerzt - gerade für Leute aus Zentraleuropa ist, dass es keine nutzbare Zuganbindung gibt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Idee da, dass man einen großen Bahnhof in der Stadt braucht. So beschloss man den Bau der Michigan Central Station. Die Station wurde 1914 eröffnet und wurde außerhalb der Innenstadt gebaut. Man dachte damals, dass sich die Innenstadt ausweiten würde und fuhr die Leute in die Stadt. Mit der Zeit war das aber keine Alternative, da Sprit günstig und Autos billig waren sowie aufgrund der Aufstände in der Stadt keiner mehr dort arbeiten wollte. Im Jahre 1987 wurde die Central Station geschlossen. Lokalgrößen berichten, dass es gegen Ende derart gefährlich rund herum war, dass die Leute meist eine Schusswaffe mit sich rumtrugen. Das Traurige ist, dass die Central Station ein monumentales Gebäude ist, dass zu seiner Bauzeit das größte Bahnhofsgebäude der Welt war. Man hat es auch noch unter Denkmalschutz gestellt, so dass man jetzt den Verfall von Jahr zu Jahr verfolgen kann. Der Besitzer ist nämlich der gleiche, dem die Ambassador Bridge gehört. Es kümmert sich jedoch niemand um das Gebäude und so verfällt es jedes Jahr ein bißchen mehr.
Ich fand es ein bedrückendes Erlebnis zum ersten Mal selbst davor zu stehen. Aber an diesem Samstag waren 3(!) Hochzeitsgesellschaften vor Ort, um Fotos zu machen. Die Detroiter finden das irgendwie belustigend, dass diese Gebäude da steht. Natürlich posierten sie in typischer Pose - einer Footballaufstellung:
So long...stay safe.